DERAD
Die Jugoslawienkriege, die zum Zerfall des sozialistischen Vielvölkerstaats führten, liegen mittlerweile 3 Jahrzehnte zurück. Viele der damals im Zuge dieser Konflikte geflüchteten Menschen leben bis heute in Österreich und wurden Teil unserer Gesellschaft, ebenso wie diejenigen und ihre Nachkommen, die durch ArbeiterInnen-Anwerbungen als sogenannte „GastarbeiterInnen“ Teil Österreichs wurden. Inzwischen ist eine neue Generation hier geborener junger Menschen mit Migrationshintergrund vom Westbalkan, zweisprachig und häufig mit zwei Identitäten, in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens präsent.
Obgleich diese jungen Menschen oft nie in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens gelebt haben und die Schrecken des Krieges nicht miterleben mussten, kommen viele von ihnen schon früh mit den noch immer tiefsitzenden Nationalismen, heroischen Kriegsmythen und den jeweiligen stereotypen Feindbildern bestimmter Communities in Berührung, sei es in der Familie, in Vereinen, social media oder dem eigenen Freundeskreis. In der eigenen Blase ist es schwierig die Perspektive „der Anderen“ zu hören, geschweige denn sie nachempfinden zu können. Eine kritische Reflexion der Geschichte und Opfermythen findet oftmals nicht statt. Die negativen Folgen sind teils offen sichtbar, andere brodeln im Verborgenen. Das öffentliche Skandieren von Hasstiraden wie im Juli 2018 in Wien, als Hooligans nach einem Fußball-EM-Spiel den Völkermord von Srebrenica auf offener Straße verherrlichten